Chronik Schleinbach

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Die ältesten Spuren menschlichen Lebens in Schleinbach stellen die Grabanlagen des Aunjetitzer Kulturkreises dar, die auf dem Areal des Ziegelwerkes entdeckt wurden. Ein Mehrfachgrab enthielt das Skelett eines Mannes und drei Skelette von Kindern. Da der Mann mit erhobenen Händen bestattet ist, dürfte es sich um einen Priester handeln. Die Kinder starben keinen natürlichen Tod sondern wurden als Opfergaben mit ins Grab gegeben. In einem Doppelgrab wurden Skelette eines Mannes und einer jungen Frau gefunden. Die zertrümmerte Schädeldecke der Frau lässt den Schluss zu, dass sie, lebend an den Mann gefesselt, im Grab liegend mit Steinen erschlagen wurde. Die nächsten sicheren Zeugnisse einer Besiedelung weisen bereits ins Mittelalter.

Das Weinviertel war durch Jahrhunderte umstrittenes Herrschaftsgebiet zwischen Mährern, Ungarn und den Babenberger Markgrafen. Die endgültige Eingliederung in den deutschen Sprachraum gelang erst etwa 100 Jahre nach der Niederlage der Ungarn gegen König Otto den Großen auf dem Lechfeld im Jahre 955. Entscheidend für den Erfolg der Babenberger war die Hilfe von Neuansiedlern; durch solche Siedler erfolgte wahrscheinlich auch die Gründung von Schleinbach. In der Gründungsphase dürften es etwa 25 „Hubenbauern" gewesen sein, die ab etwa der Mitte des 12. Jahrhunderts unter der Führung einer Familie, die im Bereich Riede „Burgstallhof" eine Burg oder „festes Haus" bewohnte, standen.

Urkundlich scheinen mehrere Personen auf, die den Beinamen „von Slinbach" führten. So z.B. 1187 ein ,"Albrecht von Slinbach". Kirchlich war der größte Teil des heutigen Niederösterreich dem Bistum Passau untertan. Mit größter Wahrscheinlichkeit bestand bereits um 1382, sicher aber 1429 eine Pfarre in Schleinbach. Seit dieser Zeit besaß die Ulrichskirchner Herrschaft die Patronanz über die Pfarre Schleinbach. Der Angriff der Anhänger des böhmischen Theologen Johann Hus, nach dessen Hinrichtung als Ketzer im Zuge des Konzils zu Konstanz 1415, führte zu schwersten Bedrängnissen der Bevölkerung. Zum besseren Schutz wurde daher von der Herrschaft ein Wehrturm in Schleinbach errichtet. Die Befestigungsanlagen wurden verbessert. Vom Turm aus wurden möglicherweise Gänge gegraben, die in die Wälder oder in Erdställe führten. Es ist nicht bekannt ob oder wie gut diese Anlagen funktionierten.

Im 16. und 17. Jahrhundert war das beherrschende Thema der Politik, die „richtige", die „wahre" Religion. Obwohl seit dem Augsburger Reichstag von 1555 der Landesfürst die Religion der Untertanen bestimmen sollte, standen viele adelige Herren und Ritter nicht nur politisch in Opposition zu ihrem Landesfürsten. Viele waren Protestanten und wollten auch in ihrer Grundherrschaft diesem Glauben zum Durchbruch verhelfen. Schleinbach wurde 1574 protestantisch, ganz sicher aufgrund von ab 1566 ständig erfolgten Eingriffen des Herrschaftsinhabers von Ulrichskirchen. Im Zuge der katholischen Gegenreformation wurde erst im Jahre 1593 wieder ein katholischer Pfarrer von der Herrschaft präsentiert. 1687 wurde an den alten Wehrturm von Schleinbach, als Ersatz für die alte, baufällig gewordene Kirche, das noch heute bestehende Gotteshaus angebaut.

Interessant ist auch, dass in Schleinbach seit 1610, nachweislich seit der Mitte des 17. Jahrhunderts, bis heute Schulunterricht erteilt wird. In Ermangelung geeigneter Ausbildungsstätten waren damals aber nur sehr schlecht ausgebildete Personen als Lehrer tätig, z.B. auch ausgemusterte Soldaten. Die Tätigkeit als Lehrer war auch meistens mit weiteren Ämtern verbunden; fast immer mit dem Mesneramt. Bereits Maria Theresia wollte die allgemeine Schulpflicht einführen, aber erst das Reichsvolksschulgesetz von 1869 sollte die interkonfessionelle, achtjährige, staatliche Pflichtschule durchsetzen. 1896 wurde das jetzige Schulgebäude seiner Bestimmung übergeben.  Im Lauf der Jahrhunderte unterlag die rechtliche Stellung der Bevölkerung einem vielfachen Wandel. Sie dürfte sich, einem allgemeinen Trend folgend, bis ins Spätmittelalter hinein wesentlich verbessert haben. Mitbestimmung bei der Wahl der Grund- bzw. Ortsrichter, Teilnahme an Versammlungen zur Regelung aller Bereiche des dörflichen Lebens (Taidingen). Mit Beginn der Neuzeit wurden aber alle diese Rechte immer mehr ausgehöhlt, dafür aber die Pflichten gegenüber der Obrigkeit ständig erhöht. Ununterbrochen steigende Steuern machten die Lage der Bauern unerträglich. Obwohl bereits Maria Theresia und besonders dann Joseph II. die Leibeigenschaft beendet hatten, wurde erst 1848, als Folge der Revolution, die Grunduntertänigkeit aufgehoben und jener Teil des grundherrschaftlichen Landes, welcher von Bauern gepachtet war, diesen als Eigentum übergeben. Neugeschaffene Gemeindevertretungen, Bezirksverwaltungsbehörden und etwas später geschaffene Bezirksgerichte übernahmen die ehemals grundherrschaftlichen Aufgabenbereiche.

Augenscheinliches Symbol der im Jahr 1913 bereits zur Selbstverständlichkeit gewordenen Gemeindebehörde war der Bau eines Gemeindehauses. Zunächst waren in dem Gebäude zwei Wohnungen, die Gemeindekanzlei und die Raiffeisenkassa untergebracht. Später übernahm der Gendarmerieposten einen Teil des Gebäudes, das Postamt wurde hier eingerichtet. Der Kindergarten, über Jahrzehnte hier untergebracht, übersiedelte 1971/72 in einen Neubau. Schleinbach besaß jahrhundertelang eine bäuerliche Bevölkerungsstruktur. Noch um 1900 waren bei einer Gesamteinwohnerzahl von etwa 700 Personen weniger als 50 in Handel oder Gewerbe tätig. Nicht zuletzt aufgrund des Umstandes, dass ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in der Monarchie die Industrialisierung voll einsetzte, werden seither alle Lebensbereiche von technischen Veränderungen durchdrungen. 1871 wurde die Bahnlinie Wien - Brünn fertiggestellt. Seit 1927/28 ist Schleinbach mit Elektrizität versorgt.

Einen wesentlichen Aspekt für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner stellt ein florierendes Vereinsleben dar. Seit 1889 besteht neben dem Gemeindeamt die „Freiwillige Feuerwehr Schleinbach". Urkundlich seit 1888 belegt, existiert eine Musikkapelle. Schleinbach nahm in vielen Jahrhunderten eine kontinuierliche Entwicklung. Aus ca. 25 Huben waren bis zum Jahr 1590 47 Häuser geworden, bis 1835 91 Häuser. Von 1886 bis 1912 schnellte die Häuserzahl von 137 auf 222, Schleinbach war zur Sommerfrische geworden. Erst wieder der Bauboom der letzten 30 Jahre erhöhte den Häuserstand von 280/1965 auf etwa 390/2003. Die Bevölkerung wuchs von 632/1835 auf derzeit ca. 1100. Hoffen wir, dass die Zukunft die gleiche kontinuierliche Entwicklung bringen wird, die erst durch das Engagement vieler Menschen möglich war.

Mag. G. Schwaigerlehner